
Mario Laimgruber wird neuer Umweltrecht-Partner bei Haslinger / Nagele
Mario Laimgruber wird ab Februar 2025 zum Partner von Haslinger / Nagele Rechtsanwälte am Standort Wien ernannt.
Cornelia Lanser | 13.06.2023
Auch beim zweiten Österreichischen Wasserstofftag wurden viele wichtige Aspekte aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Praxis behandelt. Die Vortragenden konnten wieder eindrucksvoll die neuesten Entwicklungen, Herausforderungen und den Fahrplan für die Zukunft präsentieren. Dabei wurde immer wieder betont, dass Wasserstoff ein kostbares, weil limitiert verfügbares Gut sei und daher als Champagner der Energiewende bezeichnet werde. Wasserstoff müsse effizient und priorisiert eingesetzt werden, er solle Gas ersetzen, aber nicht 1:1.
Im ersten Vortrag wurde die Wasserstoffstrategie für ein klimaneutrales Österreich aufgezeigt: Die angestrebten Ziele sind dabei ebenso umfangreich wie ambitioniert: Die weitgehende Substitution von fossilem mit klimaneutralem Wasserstoff, der Aufbau von 1 GW Elektrolysekapazität, die Schaffung eines Unterstützungsrahmens für die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff, die Etablierung der Wasserstoffproduktion als integralen Bestandteil des Energiesystems, die Infrastrukturentwicklung hin zu einer geeigneten Wasserstoffinfrastruktur, der Aufbau von internationalen Partnerschaften für klimaneutralen Wasserstoff und die Stärkung des Wirtschafts- und Technologiestandortes Österreich durch fokussierte Entwicklung von Wasserstofftechnologien.
In diesem Zusammenhang wurde die große Bedeutung des Imports von erneuerbarem Wasserstoff für die Dekarbonisierung der österreichischen Industrie betont. Ziel sei der Aufbau von stabilen Lieferketten für Importe zu Verbraucherzentren. Bei der Analyse der Importmöglichkeiten wurde der Kostenvorteil von Importrouten mittels Pipelines gegenüber alternativen Routen mittels Schifftransport aufgezeigt. Zum Abschluss wurden Wasserstoffprojekte, die als Projects of Common Interest (PCI) eingereicht wurden, präsentiert und resümiert, dass die Wasserstoffstrategie kein geduldiges Papier, sondern ein dynamischer Prozess sei.
Als Nächstes wurde der Regulierungsrahmen für Wasserstoff skizziert, der noch im „Entstehen“ ist, wobei die „harte“ Regulierung im Jahr 2032 bzw. 2036 in Kraft treten wird. Die Regelungen würden sich an unterschiedliche Akteure richten und den Fokus auf die (verantwortlichen) Wasserstoffnetzbetreiber legen. In den späteren Vorträgen aus der Praxis wurde die zunehmende Regulierung eher kritisch gesehen und es wurden diesbezügliche Bedenken geäußert. Derzeit sei viel in Bewegung und diese Aufbruchsstimmung würde viele Möglichkeiten bieten – die Regulatorik solle dabei nicht bremsen, sondern ein Turbo sein!
Am Schluss des ersten Blocks wurde die Rolle des Wasserstoffs im Stromsystem beleuchtet. Bis 2040 würde sich die Stromerzeugung in Österreich verdoppeln und die installierte Leistung verdreifachen. Sodann wurde das energiepolitisches Zieldreieck der Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nachgezeichnet. Beim Aufzeigen der Nutzungsoptionen und der Zielsetzungen im Strombereich wurde moniert, dass Wasserstoff derzeit primär zum Zweck der Dekarbonisierung diskutiert werde und dabei die Rolle des Wasserstoffs zur Sicherstellung der Versorgung in der Diskussion oft zu kurz komme.
Im zweiten Block gewährte die HyCentA Research GmbH Einblicke in Österreichs Spitzenforschung und veranschaulichte die Rolle von Wasserstoff als Booster der Energiewende in Industrie und Mobilität. Aktuell würden weltweit circa 120 Millionen Tonnen pro Jahr erzeugt, davon würden circa 40% (48 Tonnen pro Jahr) aus Industrieprozessen als Nebenprodukt stammen und die restlichen 60% (72 Millionen Tonnen pro Jahr) würden eigens erzeugt werden (95% aus Kohlenwasserstoffen und 5% aus Strom).
Sodann wurden die Herausforderungen der Energiewende beleuchtet und die primäre Aufgabe der Reduktion von Treibhausgasen unterstrichen. Hebel zur Bewältigung der Energiewende seien (i) der Ausbau erneuerbarer Energieproduktion, (ii) Wasserstoff als Energiespeicher zur optimalen Ausnutzung der erneuerbaren Potentiale, (iii) effizientere Energiewandler und (iv) die Verringerung des Verbrauchs von Energie und Ressourcen sowie Recycling. Zu letzterem wurde betont, dass grüner Wasserstoff vermehrt vor Ort hergestellt werden müsse, statt diesen anliefern zu lassen. Weiters wurde auf die Nutzung im Industrieprozess und der Mobilität hingewiesen.
Schließlich wurde auf die Vorteile der Anionenaustauschmembran-Technologie (AEM) eingegangen. Dadurch würde eine verbesserte Sauerstoffreduktion, die Verwendung konstengünstigerer Katalysatoren sowie ein breiteres Spektrum an kostengünstigerer Polymerchemie ermöglicht werden. Geschlossen wurde der Vortrag mit der Vision einer idealen Kombination von erneuerbarem Wasserstoff und anderen erneuerbaren Energieträgern für alle Wirtschaftssektoren.
Im Anschluss wurde der GasRL-Entwurf diskutiert und die Ergebnisse zu den Nutzungsänderungen und zur neuen Wasserstoffinfrastruktur präsentiert. Kritisch wurden hierbei die ex lege-Übertragungen von erdgasrechtlichen Genehmigungen auf die Wasserstoffinfrastruktur betrachtet; grundsätzlich würden zwei Möglichkeiten bestehen: In Variante I wurde die Schaffung einer ex lege-Übertragung mit klar definierten Rechten und Verantwortlichkeiten besprochen und in Variante II wurde die Schaffung eines klar strukturierten Genehmigungsverfahrens oder eines bloßen Notifizierungsverfahrens aufgezeigt, wobei diese Variante wahrscheinlicher wäre als die erste.
Als nächstes wurden die Herausforderungen der Distribution des Wasserstoffs erläutert und die (rhetorische) Frage gestellt, „wie wir einen Markt regulieren wollen, den es noch nicht gibt“. Anschließend wurde der bestehende Handlungsbedarf aufgezeigt: Österreich müsse seine strategische Position nutzen und die Versorgung für Österreich durch Investitionen sichernn. Außerdem wurde betont, dass Österreich zukünftig ein eigenes Wasserstoffnetz benötigen würde, weil der Wasserstoffbedarf rasant wachsen würde.
Abgerundet wurde die Veranstaltung mit Beispielen aus der Praxis. Im Bereich der Düngemittelindustrie sei etwa das Ziel, grünen Ammoniak als Düngemittel zu produzieren. Weiters wurde im letzten Block die Wasserstoffflotte der Wiener Linien präsentiert. Die Dekarbonisierung des Verkehrs wäre essentiell für die Erreichung der Klimaziele. Der Fahrbetrieb der Wiener Linien sei bereits zu mehr als 80% emissionsfrei. Die Wiener Linien würden ausschließlich CO2-neutralen Strom von Wien Energie beziehen. Die hauptsächlich dieselbetriebene Busflotte würde in den kommenden Jahren dekarbonisiert werden.
Sodann wurde auf die Clean Vehicle Directive (CVC), die verbindliche Mindestziele für die Beschaffung von emissionsarmen und -freien PKWs sowie Nutzfahrzeugen vorgibt, eingegangen, die in Österreich im Straßenfahrzeug-Beschaffungsgesetz (SFBG) umgesetzt wird. Das Beschaffungsziel für Busse sei klar: Bis 2025 sollen 45%, ab 2026 65% „saubere“ Busse (50% davon Null-Emissionsfahrzeuge) eingesetzt werden. Ein Fahrzeug ist per CVC-Definition „sauber“, wenn es durch Elektrizität, Wasserstoff, Gas, oder synthetischen Diesel betrieben wird.
Die optimale Dekarbonisierung der Busflotte verlange, dass verschiedene emissionsarme Technologien gemäß ihren Stärken und Schwächen im Bus- bzw Streckenportfolio eingesetzt werden. Dekarbonisierung würde aber auch eine entsprechende Infrastruktur erfordern: Mit der Wasserstofftankstelle Leopoldau wäre der erste von vielen notwendigen Schritten gesetzt. Schließlich wurden die nächsten Schritte für die Wasserstoff-Infrastruktur in Aussicht gestellt: Neben der Errichtung von weiteren Wasserstoff-Tankstellen sei die Sicherstellung der Wasserstoff-Versorgung (Elektrolyse und Wasserstoff-Speicher vor Ort sowie Wasserstoff-Netze) ein weiteres Ziel. Am Schluss wurde die Dekarbonisierung der Wiener Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen de Wien Energie beleuchtet. Beendet wurde der Vortrag optimistisch mit dem Ausblick auf ein „grünes Kraftwerk“, das ein wichtiger Baustein der Zukunft sein wird.
Den Veranstaltern und Vortragenden ist es gelungen, die bestehenden Hürden, die derzeit in der Wirtschaftlichkeit und den regulatorischen Unsicherheiten bestehen, aufzuzeigen und Lösungswege zu präsentieren. Dabei zog sich das sogenannte „Henne-Ei-Problem“, vor dem der Wasserstoff steht, wie ein roter Faden durch die Vorträge: Die Wasserstoffindustrie stehe vor der Herausforderung, die Produktion, den Transport und dessen Anwendung gleichzeitig aufzubauen, während die Geschäftsmodelle noch fehlen würden.
Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass Wasserstoff die Antwort auf viele Fragen ist – ein Thema, das uns noch lange beschäftigen und seine Fortsetzung in weiteren Veranstaltungen finden wird.
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