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Pflanzen auf und unter den Dächern Wiens – die Wiener Bauordnungsnovelle 2023

Lukas Grabmair | 17.07.2023

Foto von Lily Banse auf Unsplash

Derzeit läuft bis 08.08.2023 ein Begutachtungsverfahren betreffend die Bauordnungsnovelle 2023 mit der die Bauordnung für Wien (im Folgenden „BO), das Wiener Kleingartengesetz 1996 und das Wiener Garagengesetz 2008 geändert werden soll. Dabei sieht die Novelle unter anderem auch Neuerungen im Bereich der Dekarbonisierung sowie Erleichterungen für Fassaden- und Dachbegrüngen vor.

Mehr Grün außerhalb der Fluchtlinien und über den Dächern

So sollen etwa die für die Begrünung von Fassaden notwendigen technischen System (das sind Rankgerüste und Rankhilfen sowie bodengebundene Fassadenbegrünungen) an Gebäude, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Wiener Bautechnikverordnung 2020 bereits bestanden haben, zukünftig unter anderem 20 cm über Fluchtlinien und in Abstandsflächen hineinragen (Art V Abs 5 BO idF 2023) und die Gebäudehöhe bzw den obersten Gebäudeabschluss zur Begrünung von Dächern um weitere 15 cm überschreiten dürfen (Art V Abs 9 idF 2023).

Begrünung von Gebäudefronten

Weiters soll die in der Bauordnungsnovelle eingeführte Möglichkeit, im Bebauungsplan die Begrünung von Straßenfronten vorzusehen, künftig erweitert werden, sodass eine Begrünung für alle Gebäudefronten festgesetzt werden kann, wenn sich diese nicht unmittelbar an einer Bauplatzgrenze befinden (§ 5 Abs 4 lit k BO idF 2023).

Bewilligungs- und Anzeigefreiheit für notwendige technische Systeme zur Begrünung von Fassaden

Daneben wird vorgesehen notwendige technische Systeme zur Begrünung von Fassaden lediglich einer Anzeigepflicht zu unterwerfen (§ 62 Abs 1 Z 5 BO idF 2023), wobei insoweit zu beachten ist, dass diese Systeme im Bereich der ersten drei oberirdischen Geschoße von Gebäuden außerhalb von Schutzzonen generell nicht von einer Bewilligungs- und Anzeigepflicht erfasst werden, was (neben Rankgerüste für Kletterpflanzen) auch für Rankgerüste und Rankhilfen sowie bodengebundene Fassadenbegrünungen gilt, die 15 cm über die Baulinie oder Straßenfluchtlinie hervorragen (siehe § 62a Abs 1 Z 14 ivm § 62a Abs 1 Z 37 BO idF 2023).

Einführung einer Kompensationsmöglichkeit durch die Begrünung von Dächern

Im Übrigen sieht § 76 Abs 10a BO idF 2023 hinkünftig vor, dass mindestens 15 Prozent der Fläche des Bauplatzes, die 500 m² übersteigt, von jeder ober- und unterirdischen Bebauung frei bleiben muss und darüber hinaus auch nicht versiegelt werden darf; dies gilt nicht, wenn die so frei zu haltende Fläche geringer als 5 m² wäre. Vom Freihalten einer solchen Fläche kann jedoch abgesehen werden, soweit dies für die zweckmäßige Nutzung der Liegenschaft unerlässlich ist; zur Kompensation ist jedoch (im Ausmaß der Unterschreitung) ein begrüntes Dach mit einer mindestens 30 cm hohen durchwurzelbaren Substratschicht zu errichten, wobei die ordnungsgemäße Versickerung oder Speicherung der Niederschlagswässer zu gewährleisten ist. Lässt jedoch die Dachform keine Begrünung zu, steht diese Kompensationsmöglichkeit leider nicht zur Verfügung.

Fazit

Es bleibt abzuwarten, wann und in welcher Form die Bauordnungsnovelle 2023 letzten Endes in Kraft treten wird, die darin enthaltenen Regelungen zur Dekarbonisierung und die Erleichterungen für die Begrünung von Gebäuden, sind jedenfalls begrüßenswert

Die Neuerungen im Überblick:

  • Rankgerüste und Rankhilfen sowie bodengebundene Fassadenbegrünungen dürfen künftig 20 cm über Fluchtlinien und in Abstandsflächen hineinragen
  • Die bestehende Gebäudehöhe bzw der oberste Gebäudeabschluss darf zur Begrünung von Dächern um 15 cm überschritten werden
  • Weitgehende Bewilligungs- bzw. Anzeigefreiheit für technischen Systeme für die Begrünung von Fassaden
  • Einführung einer Kompensationsmöglichkeit durch eine Dachbegrünung, wenn nicht mindestens 15% der Fläche des Bauplatzes (ab 500 m²) von ober- und unterirdischen Bebauungen freigehalten werden kann
  • Möglichkeit der Festsetzung der Begrünung aller Gebäudefronten im Bebauungsplan

Lukas Grabmair

Mag. Lukas Grabmair war Rechtsanwaltsanwärter bei der Haslinger / Nagele Rechtsanwälte GmbH.


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