360° EE on stage: C’mon, CBAM!
CBAM-Tagung am 17.06.2024 an der JKU Linz!
Kaleb Kitzmüller | 20.04.2021
Zur Einstimmung auf die Umsetzung der neuen Energiegemeinschaften wurde durch den OÖ Energiesparverband die Tagung „Die neuen Energiegemeinschaften“ organisiert. Coronakonform musste die Veranstaltung für die meisten ZuseherInnen und Vortragende zwar online stattfinden, war aber dennoch ein voller Erfolg.
Einleitende Worte steuerte LR Markus Achleitner (Wirtschafts- und Energielandesrat Oberösterreich) bei, der die Prioritätensetzung für neue PV-Anlagen in Oberösterreich schilderte und Anekdoten von den Abstimmungen der Energiewende mit Behörden teilte.
„Ein gutes Denkmal-Dach ist eines mit einer PV-Anlage.“
LR Markus Achleitner
Zudem kündigte er an, dass das lang ersehnte Landesförderprogramm für PV-Flächen in der nächsten Woche veröffentlicht wird.
Der Gastgeber, Dr. Gerhard Dell (GF OÖ Energiesparverband/Landes-Energiebeauftragter), startete den inhaltlichen Teil des Vormittags mit einer Einführung zu den Energiegemeinschaften und einem Überblick über die Energie- und Förderungslandschaft Oberösterreichs.
Er kündigte zudem an, dass die Bundesländer derzeit eine gemeinschaftliche österreichweite Plattform betreffend Energiegemeinschaften zum Erfahrungsaustausch über die Bundesländer hinweg entwickeln.
„Die Energiegemeinschaft als Motor der Energiewende nutzen.“
Dr. Gerhard Dell, GF OÖ Energiesparverband
Durch die Teilnahme von BürgerInnen an der Energiewende, erwartet sich Dr. Dell eine höhere Akzeptanz, die Mobilisierung von Kapital, die Dezentralisierung des Energiesystems und die Annäherung von Produktion und Verbrauch.
Einen Überblick über den (geplanten) gesetzlichen Rahmen für Energiegemeinschaften lieferte anschließend Dr. Benedikt Ennser (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie).
Er wies im Besonderen darauf hin, dass Smart Meter zum Standard werden müssen, um die Verknüpfung/Zuordnung des Verbrauchs der Anlagen zu ermöglichen. In Westösterreich gebe es dabei noch Nachholbedarf. Der Rollout solle aber beschleunigt werden, indem ein Anspruch des Netznutzers gegenüber dem Netzbetreiber verankert wird, dass dieser auf Verlangen binnen 2 Monaten einen Smart Meter installieren muss, auch wenn das laut dem Rolloutplan für diesen Netznutzer noch nicht geplant wäre.
Für die Netzkunden sollen im Zusammenhang mit Energiegemeinschaften keine Entgelte für „sonstige Leistungen“ durch die Netzbetreiber verrechnet werden können.
„Die Beschlussfassung im Nationalrat soll im Optimalfall noch vor dem Sommer erfolgen.“
Dr. Benedikt Ennser, BMK
Mit dem BMF gebe es zudem Verhandlungen darüber, dass eine grundsätzliche Befreiung von der Elektrizitätsabgabe für erneuerbare Energieträger implementiert werden soll. Davon sollen auch Wasserkraft und Windkraft umfasst sein. Eine sachliche Differenzierung sei für Dr. Ennser nicht nachvollziehbar.
Die Bürgerenergiegemeinschaft könne er sich als Modell auch für Gewerbetreibende vorstellen, deren Standorte österreichweit verteilt sind.
In einer bereits geplanten Novelle des ElWOG 2010 sollen Kunden künftig auch Energie liefern können, ohne sofort in die Lieferanteneigenschaft zu fallen. Auch die Rolle von Aggregatoren soll dort näher definiert werden.
Mag. Christiane Egger, stellvertretende Geschäftsführerin des OÖ Energiesparverbandes und Managerin des Cleantech-Cluster Energie (CTC) erläuterte die Unterstützung für erneuerbare Energiegemeinschaften von Seiten des OÖ Energiesparverbandes.
Als immanentes Problem bei der Nutzung von erneuerbaren Energien sind die je nach Verbraucher/Anlage/Jahreszeiten unterschiedlichen Lastgänge und die davon abhängige Eigenverbrauchsquote. Diese könnten durch EG aber optimiert werden.
Besonders innovative Unternehmen werden als „Energy Leaders“ präsentiert, die dazugehörige Plattform dient gleichzeitig als „Schaufenster der Energiewende“.
Der OÖ Energiesparverband ist auf der Suche nach Pilotprojekten, bei denen die praktischen Anwendungsprobleme gemeinsam gelöst werden können. Interessierte können sich hier melden.
Einen spannenden Einblick in die (zukünftige) Systemintegration von Energiegemeinschaften lieferte DI Norbert Parzer (Netz Oberösterreich).
Eindrucksvoll schilderte er, dass in Oberösterreich alleine im vorigen Jahr über 4.000 neue Erzeugungsanlagen angeschlossen wurden und man mit einer weiteren Steigerung rechnet. Die Geschwindigkeit bei der Netzintegration der PV-Anlagen nehme zudem laufend zu.
Ein Rückblick auf die bisherige Aktivität im Rahmen von gemeinschaftlichen Erzeugungsanlagen („GEA„, siehe § 16a ElWOG 2010) zeigt, dass diese nur schleppend angenommen wurden und auch die Integration durch die Netzbetreiber etwas holprig verlief. Daran seien vor allem die nicht ausreichend ausgereiften EDV-Prozesse schuld gewesen. Inzwischen sei die EDV-Implementierung in die SAP-Anwendungen aber erfolgt und laufe stabil.
„Das genutzte Potential der gemeinschaftlichen Erzeugungsanlagen ist enttäuschend gering.“
DI Norbert Parzer, Netz OÖ
Etwa 80 GEA wurden bisher in Oberösterreich eingerichtet. Diese umfassen etwa 220 TeilnehmerInnen. Weitere 30 GEA seien in Umsetzung und für 240 weitere GEA wurde Interesse bekundet bzw seien diese teilweise schon in Planung.
„Der Siedlungsbau fällt für gemeinschaftlichen Erzeugungsanalgen leider völlig aus.“
DI Norbert Parzer, Netz OÖ
Die GEA seien eine Herausforderung der Netzbetreiber, da diese kaum durch Energiemarkt-Profis genutzt werden. Gerade in Siedlungsanlagen könnte ein idealer Einsatzbereich liegen. Leider würden dort aber kaum GEAs umgesetzt.
Die „Lessons Learned“ für die Netzbetreiber seien deshalb:
Die Implementierung der EEG/BEG soll nunmehr auf Basis der GEA-Prozesse erfolgen und Schritt für Schritt erfolgen.
„Mit der zunehmenden Komplexität müssen alle erst lernen umzugehen.“
DI Norbert Parzer, Netz OÖ
Als Schlusspunkt formulierte DI Parzer noch einen Wunsch der Netzbetreiber: Je ähnlicher GEA, BEG, EEG ausgestaltet sind, umso einfacher wäre die Umsetzung für die Netzbetreiber.
Als weiterer Redner stellte der Bürgermeister der Gemeinde Michaelnbach, Ing. Martin Dammayr, ein Gemeindemodell für die Umsetzung einer EEG in Form einer Genossenschaft vor.
Dr. Gerald Steinmaurer (Fachhochschule Oberösterreich) legte anschließend dar, dass bei PV-Anlagen nur etwa 30 bis 40 % Eigenverbrauch erreicht werden könne und ein Heimspeicher eine Möglichkeit sei, um auf bis zu 55 % Eigenverbrauch zu kommen. Eine weitere Steigerung des Eigenverbrauchs sei durch den Energietausch in Energiegemeinschaften möglich. Der Energietausch zwischen Privaten und Gewerbebetrieben würde dabei auch zu positiven Tarifeffekten führen.
Als wichtige Punkte für EG definierte Dr. Steinmaurer:
Von Ing. Mag. Wolfgang Hink (Fronius) wurde anhand der konkreten Umsetzung von Fronius anschaulich geschildert, wie die Herausforderungen der gesteigerten E-Mobilität durch Forschungen zur Energieflussoptimierung gelöst werden konnten. Hierfür wurde von Fronius ein eigenes Datenanalyseprojekt gestartet und das Energieflusssystem „EMIL“ (Fronius Energy-Flow-Management-System) entwickelt.
„Die ‚Energiegenossenschaften‘ sind ein ökonomischer und ökologischer Gewinn.“
Gerhard Steinkress, Raiffeisenverband Oberösterreich
Abschließend schilderte Gerhard Steinkress, Raiffeisenverband Oberösterreich, zuständig für die Gründung und Prüfung von Genossenschaften, wie Menschen für Energiegemeinschaften begeistert werden könnten. Als Idealmodell dafür führte er die genossenschaftlichen Prinzipien an (ua Eigeninitiative, Nachhaltigkeit, Zusammenarbeit, Mitsprache) und legte zudem dar, dass Genossenschaften statistisch vor allem von unter 35 Jährigen besonders positiv gesehen werden (82% positiv).
Dem Energiesparverband kann zu dieser gelungenen Veranstaltung nur gratuliert werden. Eine Fortsetzung sollte dringend angedacht werden.
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